Reicht das erlernte Wissen aus dem Studium für den Beruf?
Dienstag, 04. Dezember 2012 18:21 | Zugriffe: 3388 |
Im Studium erwirbt man jede Menge theoretisches Fachwissen.
Doch im Beruf sind praxisbezogene Kenntnisse unabdingbar.
Wird an den Universitäten unnützes Wissen gelehrt oder bildet die Theorie die Grundlage für die Arbeit im späteren Job?
Wer Jura studiert, wird Rechtsanwalt. Zumindest sagen das die Statistiken. Jura-Absolventen arbeiten zu rund 80 Prozent später als Anwälte. Auch Studierenden der Medizin ist es meist klar, dass sie später als Ärzte tätig sein werden. Das Studium orientiert sich an dem, was in der Praxis benötigt wird. Wer jedoch Philosophie studiert, muss sich nicht selten die Frage anhören: „Was machst Du später damit?“ Auch Fächer wie Musikwissenschaft, Kunstgeschichte oder Kognitionswissenschaft werfen zunächst viele Fragen zum späteren Beruf auf.
Der Grund dafür ist, dass sich Studenten in manchen Fächern eine Menge Wissen an den Universitäten aneignen, das sie im späteren Job, je nach Wahl des Berufes, nur selten oder möglicherweise gar nicht brauchen. Etliche Institute haben dies erkannt und reagieren. So werden oftmals betreute Praktika und praxisnahe Projekte begleitend zum Studium angeboten.
Studium und Beruf: Zuviel Theorie vermeiden
Wer zum Beispiel an der Universität Leipzig Biochemie studiert, erwirbt neben viel theoretischem Wissen auch praktische Fähigkeiten. Das Bachelorstudium endet mit einer praxisnahen Bachelorarbeit, bei der die Studenten ihr angeeignetes Wissen in einem eigenen Projekt erstmals in die Praxis umsetzen.
In der sozialwissenschaftlichen Konfliktforschung an der Universität Augsburg bildet zwar auch umfangreiches theoretisches Basiswissen die Grundlage des Studiums. „Unsere Studenten werden jedoch auch ins Feld geschickt“, betont Dr. Andreas Bock, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politik. Man wolle nicht ein reines „Papier-Studium“, sondern die Studenten fit für die Praxis und den Beruf machen. Deshalb werden während des Studiums Praktika zum Beispiel bei Parteien, Stiftungen oder Medien angeboten.
Veraltetes Wissen? – Latein in der Diskussion
Abgesehen von diesen positiven Beispielen gibt es jedoch auch Studieninhalte, die für Diskussion sorgen. Dazu gehört das Fach Latein. In einigen geisteswissenschaftlichen Studienfächern wird das Latinum vorgeschrieben. Dies gilt für Theologie und Archäologie sowie für romanische Sprachen, Philosophie und Geschichte. „Wer Geschichte studiert und anschließend als Historiker tätig ist, wird Latein benötigen“, kommentiert Dr. Bock. Wer nach dem Studium jedoch als Lehrer oder im Bereich der modernen Geschichte arbeiten will, wird mit Latein im Beruf eher weniger zu tun haben. „Bei einer toten Sprache ist der Praxisbezug schwierig zu finden“, weiß der Wissenschaftler. Die Schweiz hat auf die Debatte bereits reagiert und für Medizin und viele weitere Studiengänge Latein vor einigen Jahren abgeschafft.
Auch Studenten der Kommunikationswissenschaft klagen häufig über den fehlenden Praxisbezug. Während des Studiums wird oftmals rein wissenschaftliches Arbeiten erlernt. Wer aber als Journalist oder Pressereferent arbeiten möchte, braucht im Beruf ganz andere Fertigkeiten.
„Viele Inhalte, die man später in der Praxis nicht oder nur wenig anwendet, sind während des Studiums notwendig, um eine erbrachte Leistung messbar zu machen“, weiß Dr. Bock. Er fügt hinzu: „Die Herausforderung ist stets, einerseits das zu studieren, was einen interessiert und andererseits immer im Blick zu haben, was man damit später machen kann.“ Neben der persönlichen Entscheidung seien daher auch die Universitäten weiterhin gefordert, den Studenten die bestmögliche Voraussetzung für ihr späteres Berufsleben zu bieten.
Gerade Geistes- und Sozialwissenschaften werden in Ihrem "Impact" häufig unterschätzt - akademisches Expertenwissen muss nicht zwangsläufig nur in der Akademia relevant sein. Oft geht es nur um die richtigen Fragen, um Wissenschaft konkret nutzbar zu machen. Gerade bei Themen, die scheinbar nur praktisch zu lösen sind, löst erst die wissenschaftliche Perspektive einen Aha-Effekt aus: Entwicklungen, Veränderungen oder Ambivalenzen von Begriffen zu erkennen, eine methodische Recherche und vor allem eine neutrale Orientierung über täglich wachsende Wissensgebiete sind die Qualitäten von Spezialisten aus der Wissenschaft. Da müssen sich die Wissenschaften nicht kleiner machen als sie es sind. Aus vielen Kuriosita erst ergibt sich das große Weltwissen. Die neue Vernetzung hilft da.
Mir hat es aufgefallen, dass das Studium mehr Praxisbezogen wird.
Das Sprichtwort sagt: "Praxis ist ein Kriterium für Wahrheit"!
Ich kann nur ergänzen, dass die Studierende bei dem Studium heute vor dem großen Wahl stehen und zwar: entweder seine Zeit für die Erlernung Tausende von leeren Seiten zu verschwenden und im Endeffekt gute Note herauszukriegen. Oder die Zeit für Erlernung der Methodologie selbständiger Erschließung und Entwicklung neuer Kenntnisse und für die Meisterung neuer Fertigkeiten zu investieren...
Baris Majnounian sagt:
In den Entwicklungsländern, wo höhere Ausbildung, stark forciert wird ,leider oft das praxisorientirtes Studium wird mit teoretishe ersetzt, da die praxisorientierte Studium oft teurer ist als teoretishes.
Quelle: Alumniportal Deutschland